OBS Studio (Open Broadcaster Software) ist eine kostenlose Software, mit der du deinen Bildschirm, eine Kamera und Tonquellen aufnehmen oder live ins Internet streamen kannst. Sie löst das klassische Problem: „Wie kriege ich Bild + Ton + Einblendungen sauber zusammen, ohne dass alles ruckelt oder nach Bastelprojekt aussieht?“ Typisch ist der Einsatz bei Twitch-Streams, YouTube-Livestreams, Online-Kursen, Produkt-Demos oder einfach für Bildschirmaufnahmen mit Kommentar. Kurz: OBS ist dein Werkzeug, um aus „Bildschirm teilen“ ein kontrollierbares Setup zu machen.
Vorteile
- Kostenlos und trotzdem ernstzunehmend: Keine Abo-Falle, keine „Testversion mit Wasserzeichen“.
- Du bestimmst, was zu sehen ist: Bildschirm, Fenster, Kamera, Grafiken – alles kombinierbar, statt nur „entweder oder“.
- Professioneller Look ohne Profi-Hardware: Overlays, Szenenwechsel und Audio-Mix machen schnell einen großen Unterschied.
- Aufnehmen oder streamen – beides: Du kannst Inhalte lokal speichern, live senden oder beides parallel (je nach Leistung).
- Plattform-unabhängig: Windows, macOS und Linux werden unterstützt – praktisch, wenn du nicht an ein System gekettet sein willst.
- Skalierbar: Funktioniert simpel für Einsteiger, wächst aber mit, wenn du später mehr willst.
Features
Szenen & Quellen
- Szenen: Das sind deine „Layouts“ (z.B. „Intro“, „Bildschirm + Webcam“, „Pause“). Nutzen: Du wechselst per Klick oder Hotkey, ohne im Stream rumzufummeln.
- Quellen: Alles, was im Bild landet: Bildschirmaufnahme, Fenster, Spiel, Webcam, Bild, Text. Nutzen: Du baust dir dein Bild wie mit Bausteinen zusammen.
Audio-Mixer
- Mehrere Tonquellen separat steuern: Mikro, Systemton, Musik, Discord. Nutzen: Du kannst z.B. die Spielmusik leiser machen, ohne deine Stimme zu versenken.
- Filter für Audio: Rauschunterdrückung, Noise Gate, Kompressor (je nach Setup). Nutzen: Verständlichere Stimme, weniger „Tastatur-Orkan“ im Hintergrund.
Aufnahme & Streaming-Ausgabe
- Encoder-Auswahl (CPU oder GPU): OBS kann je nach Hardware über Prozessor oder Grafikkarte kodieren. Nutzen: Du findest einen Kompromiss aus Qualität und Performance, statt dass der PC beim Stream nebenbei stirbt.
- Aufnahmeformate & Qualität: Bitrate, Auflösung, Framerate, Container (z.B. MKV/MP4). Nutzen: Du passt es an deinen Zweck an: Tutorial in 1080p, schnelle Demo in 720p, etc.
Studio Mode (Vorschau)
- Vorschau vor dem Umschalten: Du siehst, was als Nächstes kommt, bevor es live geht. Nutzen: Weniger peinliche „Ups, falsche Szene“-Momente.
Hotkeys & Automatisierung
- Tastenkürzel: Szenenwechsel, Aufnahme starten, Mikro stummschalten. Nutzen: Du arbeitest schneller und sicherer, ohne mit der Maus rumzusuchen.
- Plugins: Erweiterungen für zusätzliche Funktionen (z.B. virtuelle Kamera, zusätzliche Quellen/Tools). Nutzen: Wenn dir was fehlt, ist die Chance gut, dass es jemand nachgerüstet hat.
Beispielanwendung
Szenario: Du willst ein 20-minütiges Software-Tutorial aufnehmen – mit Webcam oben rechts, Bildschirm in Full-HD und sauberem Mikrofon-Ton. Mit „Bildschirmaufnahme“ allein sieht das meist nach Videokonferenz aus (und klingt oft auch so).
So nutzt du OBS: Du legst eine Szene „Tutorial“ an. Als Quellen fügst du „Bildschirm“ hinzu, dazu deine Webcam (klein in einer Ecke) und optional ein Logo oder einen Titel. Im Audio-Mixer stellst du sicher, dass dein Mikrofon deutlich ist und der Systemton nicht alles übertönt. Dann machst du einen kurzen Test-Recording-Clip von 30 Sekunden, prüfst Bild und Ton, und startest die Aufnahme.
Ergebnis: Du bekommst eine Aufnahme, die aussieht wie ein echtes Tutorial: klare Struktur, konstante Qualität und keine Überraschungen wie „Webcam war aus“ oder „Ton nur links“. Und wenn du später live gehen willst, nutzt du fast das gleiche Setup – nur mit Streaming statt Aufnahme.
Wer nutzt es?
OBS passt besonders gut für:
- Streamer & Content-Creator: Wenn du Szenen, Overlays, Chat/Alerts und sauberen Ton brauchst.
- Trainer, Coaches, Lehrkräfte: Für Kursaufnahmen, Live-Unterricht oder Produkt-Demos mit Bildschirm + Kamera.
- Teams & Selbstständige: Für hochwertige Webinare oder Präsentationen, bei denen „Bildschirm teilen“ zu wenig ist.
- Alle, die wiederholbar gute Aufnahmen wollen: Einmal ein Setup bauen, dann immer wieder nutzen.
Weniger sinnvoll ist OBS für:
- „Ich will nur schnell ein Fenster aufnehmen“-Fälle: Dann kann ein simples Screen-Recorder-Tool schneller sein.
- Sehr schwache Rechner: OBS kann zwar sparsam eingestellt werden, aber Live-Encoding frisst Leistung. Wenn dein Laptop bei drei Browser-Tabs schon hechelt, wird’s eng.
- Leute, die wirklich gar nichts konfigurieren wollen: OBS ist kein One-Click-Zauber. Es ist eher Werkzeugkiste als Toaster.
Alternativen
Einfachere Screen-Recorder (für „nur aufnehmen“)
- Windows Game Bar: Gut für schnelle Bildschirmaufnahmen ohne Setup. Schwächer bei Szenen, Overlays und Audio-Feinschliff.
- macOS Bildschirmaufnahme (QuickTime/integriert): Super simpel, gut für Basics. Für Streaming und komplexe Layouts nicht gedacht.
Streaming mit Fokus auf Komfort
- Streamlabs (OBS-basiert): Bequemer Einstieg mit Vorlagen und integrierten Diensten. Kann dafür schwerer, werblicher und weniger „clean“ sein, je nach Setup.
Professionelle Live-Produktion
- vMix (Windows) / Wirecast: Stärker für Broadcast- und Event-Produktion, oft mit besserem Support und Spezialfunktionen. Aber: kostet Geld und lohnt sich meist erst bei regelmäßigen, anspruchsvollen Produktionen.
Video-Meetings statt Produktion
- Zoom/Teams/Meet: Wenn du nur moderieren und präsentieren willst. Für „Sendung bauen“ (Szenen, Layouts, sauberer Mix) sind sie eingeschränkt.
Häufige Fragen
Brauche ich für OBS einen starken PC?
Kommt drauf an, was du vorhast. 1080p/60fps mit Webcam und mehreren Quellen braucht deutlich mehr Leistung als 720p/30fps. Faustregel: Lieber niedriger starten (z.B. 720p/30) und dann hochdrehen.
Warum ruckelt der Stream, obwohl das Spiel flüssig läuft?
Weil das Kodieren (das „Zusammenpressen“ für den Stream) extra Arbeit ist. Lösung ist oft: Bitrate/Framerate senken oder GPU-Encoding nutzen, wenn verfügbar.
Wie kriege ich guten Ton hin?
Erst Pegel sauber einstellen (nicht zu leise, nicht übersteuert). Dann sparsam Filter nutzen: Noise Gate gegen Tastaturklackern, Kompressor für gleichmäßigere Stimme. Nicht alles gleichzeitig aktivieren „weil’s da ist“.
Kann ich in OBS nur aufnehmen, ohne zu streamen?
Ja. Du kannst auch komplett offline aufnehmen und die Datei später schneiden oder hochladen.
Warum ist die Datei nach einem Absturz kaputt?
Wenn du direkt in MP4 aufnimmst, kann bei einem Crash die Datei unbrauchbar sein. Praktischer ist MKV aufzunehmen und danach zu remuxen (in OBS eingebaut), dann ist der Schaden meist geringer.
Ist OBS schwer zu lernen?
Die ersten 30 Minuten sind oft „Wo ist was?“. Danach wird’s logisch: Szene = Layout, Quelle = Baustein. Wenn du mit einem simplen Setup startest, bleibt es überschaubar.
Fazit
OBS Studio lohnt sich, wenn du mehr Kontrolle über Aufnahme oder Livestream willst: mehrere Bildquellen, sauberen Ton und wiederholbare Setups. Es ist besonders stark darin, aus einem chaotischen „mal eben aufnehmen“ eine stabile Produktion zu machen – ohne dass du dafür gleich ein Studio bauen musst.

